Strategie und Zukunft von SHIFT

Xenos

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29 Juni 2020
17
Hallo, ich würde im Folgenden gerne einen Thread zur Strategie der SHIFT GmbH starten. Also nicht zu einzelnen Produkten, sondern zur Ausrichtung und zu den langfristigen Plänen des Unternehmens.
Warum? Naja, weil ich gerne über sowas nachdenke.
Ich muss allerdings dazu sagen: Ich arbeite nicht bei SHIFT und bin auch sonst nicht mit der Firma verbunden.
Weder habe ich Ahnung von den internen Abläufen, noch bin ich Unternehmensberater. Ich kann also nur eine Außensicht und semiprofessionelles Interesse an Management, Marketing und Elektronikentwicklung bieten.
Trotzdem würde ich mich freuen, wenn meine Gedanken gelesen würden und eine Diskussion zustande käme.

So, genug der Vorrede.

TL;DR
Ich glaube Shiftphones heben sich nicht genug von Fairphones ab und sind deshalb nur mittelerfolgreich. Als Alleinstellungsmerkmal könnte man upgradebare Smartphones verkaufen oder sich auf andere Geräteklassen konzentrieren
.


Ich schreibe diesen Text, weil ich die Unternehmensstrategie von SHIFT nicht ganz verstehe.
Die Firma gibt es jetzt seit 6 Jahren, so alt ist zumindest das erste YouTube-Video vom SHIFT7. In dieser Zeit kamen das SHIFT7, das SHIFT5, das SHIFT4, das SHIFT5me und das SHIFT6m raus, teilweise sogar noch mit verschiedenen Unterversionen der Geräte. Das sind 5 Handys in 6 Jahren, und bald sollen ja auch noch das 6mq und das 13mi verkauft werden. Ganz schön beeindruckend für ein kleines Unternehmen.
Trotzdem sieht es für mich nicht so aus, als sei der Durchbruch wirklich gelungen. Ich habe keine Ahnung von euren Geschäftszahlen, aber ich vermute mal die Verkaufszahlen der einzelnen Shiftphonemodelle liegen höchstens im niedrigen fünfstelligen Bereich und die Marke ist außerhalb der deutschen alternativen Techbubble ziemlich unbekannt.
Ich will das gar nicht schlechtreden, SHIFT hat eine Menge anderer Smartphone-Startups überlebt. Trotzdem kam es jetzt noch nicht wirklich zu einem "Shift" im Konsumverhalten, dazu ist das Unternehmen einfach zu unbedeutend.
Woran liegt das?

Um es kurz zu machen: Der Smartphone-Markt ist einfach völlig übersättigt!
Zwar hat jeder eines, aber es baut auch jeder welche. Großkonzerne stellen unglaubliche Mengen von Handys her, durch massive Skaleneffekte ist es so gut wie unmöglich preislich mit ihnen zu konkurrieren.
Wer Smartphones verkaufen will muss also ein Argument finden, vom Kunden mehr Geld als die Konkurrenz zu verlangen. Eine USP (unique selling proposition). Und zwar am besten eine, die nicht schon von Konkurrenten bedient wird.

Und ich glaube, genau hier liegt das Problem:

Shiftphones haben keine echte USP. Welche Argumente könnte man denn vorbringen, um mich davon zu überzeugen eines zu kaufen? Mir fallen folgende ein:
1) Sympathie, 2) Fairness, 3) Leistung und 4) Reparierbarkeit.

1) Sympathie
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die Sympathie für das Unternehmen. SHIFT ist klein und jung und es ist natürlich viel sympathischer bei einem David einzukaufen als bei einem Goliath.
Man unterstützt sehr gerne ein Startup und verzeiht ihm auch mehr Fehler. Außerdem ist SHIFT ein deutsches Unternehmen, und die sind bei Smartphones sehr selten. Es kommt also noch etwas Lokalpatriotismus dazu.
Dieser Sympathievorschuss ist sehr nützlich, man sollte sich allerdings nicht darauf ausruhen, denn er lässt natürlich mit steigendem Alter und Größe nach.

2) Fairness
Shiftphones werden wertschätzend hergestellt. Was eine ziemlich schwammige Aussage ist, denn nur wenige Kunden werden Lust darauf haben sich den Wirkungsbericht durchzulesen.
Das ist keine echte USP, weil es erstens am Ende doch keine wirkliche Garantie für faire Herstellung ist, und weil es zweitens nicht "unique" ist.
Wer wirklich Wert auf faire Herstellung legt kann sich auch ein Fairphone kaufen. Die garantieren nicht nur die Fairness, die werben auch offensiver damit. Steht ja schon im Namen.

3) Leistung
Um sich vom Fairphone abzusetzen, setzen Shiftphones auf eine hohe Prozessorleistung und viel RAM. Das klappt auch ganz gut, wer eine hohe Leistung in Verbindung mit Nachhaltigkeit und Fairness will ist mit einem Shiftphone gut bedient!
Die Frage ist nur, wie groß diese Gruppe wirklich ist. Ich persönlich halte das Streben nach immer extremerer Leistung in Handys für eine Sackgasse.
Natürlich sieht "mehr" auf dem Datenblatt immer gut aus, aber moderne Smartphoneprozessoren erreichen Leistungsklassen, die der überwiegende Großteil der Kunden nicht benötigt.
Moderne Prozessoren werden wahrscheinlich in ihrem Leben keine 5min voll ausgelastet und der RAM wird wohl auch kaum voll. Den meisten Leuten würde es im Alltag wahrscheinlich gar nicht auffallen, würde man in ihrem Handy heimlich einen Prozessor von 2018 einbauen, denn eigentlich nutzt man doch die meiste Zeit nur den Browser, Messenger und vielleicht noch YouTube.
Nur enthusiastische Smartphone-Gamer brauchen wirklich moderne Prozessoren, aber die entscheiden sich dann vielleicht doch eher für ein anderes Gerät, denn an Konkurrenz mangelt es da ja nicht. Die Shiftphones haben ja eine gute Leistung, sind aber immer noch weit von der absoluten Spitze entfernt.
Nun mag man argumentieren, dass man die Leistungsreserven für die Zukunftssicherheit braucht. Das Handy soll schließlich auch noch die Apps in 5 Jahren hinkriegen. Dazu mehr im nächsten Punkt.

4) Reparierbarkeit
Reparierbarkeit ist wahrscheinlich das stärkste Argument für Shiftphones, denn ein höherer Preis kann ja absolut gerechtfertigt sein, wenn das Gerät dafür dann länger hält.

Aber wie haltbar bekommt man denn nun so ein Smartphone hin?

So lange man es nicht fallen lässt gibt wahrscheinlich zuerst der Akku nach 2-4 Jahren auf. Der lässt sich zum Glück bei Shiftphones einfach tauschen, das ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal. Austauschbare Akkus sind zwar leider nicht mehr die Regel, aber man findet immer noch einige Modelle, auch von Mainstreamherstellern wie Samsung.
SHIFT geht hier noch einen Schritt weiter und macht die Smartphones komplett reparierbar. Das ist fast konkurrenzlos, aber leider nur fast. Denn auch Fairphones sind reparierbar.
Hier kann sich Shift allerdings durch die bessere Prozessorleistung absetzten. In der Theorie sollten Shiftphones also ziemlich lange halten und auch nach 5 bis 10 Jahren noch alle wichtigen Apps abspielen können.

Wenn da nicht die Sache mit Android wäre.

Es ist grundsätzlich möglich, die Hardware in einem Smartphone über Jahrzehnte zu betreiben, solange man ab und an mal den Akku wechselt.
Die Software ist das Problem. Die meisten Smartphones bekommen nicht mehr als ein Update auf eine neue Androidversion und Sicherheitspatches gibt es selten länger als zwei Jahre.
Leider ist das auch bei Shiftphones so (glabe ich). (Und bei Fairphones übrigens auch.)
Dabei ist das gar nicht die Schuld der Smartphonehersteller. Ich bin mir sicher, dass Shiftphones gerne länger Updates anbieten würde, aber hier scheitert es am Prozessorhersteller, an Google oder einfach an fehlenden eigenen Ressourcen.
Diese Situation ist das eigentliche Problem. Der Grund, weshalb so viele Smartphones weggeschmissen werden. Mit Reparaturen könnte die Hardware so gut wie ewig betrieben werden, aber wenn ich versuchen würde, ein 10 Jahre altes Smartphone zu benutzen, würde darauf nicht mal mehr WhatsApp funktionieren, ganz zu schweigen von vielen weniger verbreiteten Apps. Schon bei meinem aktuellen, 3 Jahre alten Smartphone mache ich mir langsam Gedanken wegen fehlender Sicherheitsupdates.
Natürlich gibt es Optionen wie Custom-ROMs, aber nicht mal ich habe Lust mir ein neues Betriebssystem auf dem Handy zu installieren, und ich stecke schon ziemlich tief im Technik-Rabbithole. Das ist aufwendig, gefährlich (für die Daten) und bietet immer noch keine Garantie auf regelmäßige Updates. Custom-ROMs sind eine gute Option für technikaffine Bastler, aber überfordern Otto-Normal-Verbraucher völlig.


Was folgt daraus nun?

Für die Umwelt nichts Gutes, denn ich glaube nicht daran, dass es aktuell möglich ist, ein Smartphone zu bauen, das ein Durchschnittskunde mit viel gutem Willen länger als 5 oder 6 Jahre benutzt.

Und für SHIFT bedeutet das, dass das Unternehmen einen zu kleinen Kundenkreis anspricht, weil es keine klare USP hat.
Da der bessere Prozessor die Haltbarkeit des Smartphones nicht so wahnsinnig erhöht, weil vor dem Prozessor schon das Betriebssystem veraltet, sind Shiftphones nicht viel haltbarer als Fairphones.
Billiger oder fairer sind sie auch nicht, also können nur Leistung oder Sympathie mit dem Unternehmen einen potenziellen Käufer davon überzeugen, das Shiftphone dem Fairphone vorzuziehen.
Fairphones sind schon eine Nische, aber Fairphones mit erhöhter Leistung sind eine Nische in der Nische, die nur einen kleinen Kreis von Enthusiasten anspricht.

Was tun?
Die eigentlich interessante Frage ist ja, was man dann eigentlich tun kann, um die Geräte attraktiver zu machen. Auf jeden Fall muss ein klarerer Vorteil gegenüber dem Fairphone her!
Ein Vorschlag von mir wäre, den Gedanken der Reparierbarkeit konsequent zu Ende zu denken und den Modus zu ändern, in dem Smartphones verkauft werden.
Aktuell gibt es regelmäßig neue Modelle, auch SHIFT bringt mit beeindruckender Geschwindigkeit neue Handys raus. Ist ein Modell auf dem Markt, ist es vielleicht noch reparierbar, bleibt aber auf dem aktuellen Stand der Technik in Hard- und Software stehen und veraltet früher oder später.
Wie wäre es aber, wenn man diesen Modus hinter sich lässt?

Ich stelle mir das etwa folgendermaßen vor:

SHIFT kündigt mit großem Trommelwirbel ein neues Smartphone an.
Und zwar das letzte Smartphone, das SHIFT bauen wird!

Danach werden nicht mehr dauernd neue Handys entwickelt, sondern Upgrademodule für Kamera, Bildschirm, Akku, Mainboard etc.
Wer mit z.B. der Kamera nicht mehr zufrieden ist, muss sich nicht ein neues Handy kaufen, sondern kann einfach ein neues Kameramodul erwerben!
Solche Module können durchaus einen höheren Preis und eine höhere Marge (für SHIFT) als Ersatzteile haben, denn sie ersetzen für den Kunden ja ein neues Handy. Das Geld, das gespart wird, weil man nur 1 oder 2 Teile austauscht, anstatt das gesamte Handy (also alle Teile), könnten die Kunden und SHIFT untereinander aufteilen.
Mir ist natürlich bewusst, dass das technisch nicht einfach ist. Zum einen muss man eine Plattform entwickeln, die sich auf lange Zeit aufrüsten lässt, man muss bei der Entwicklung also schon zukünftige Upgrades antizipieren.
Zum anderen muss man auch das Betriebssystem auf lange Zeit updaten können. Das wird im Zweifel nur mit einem Austausch des Prozessors und damit des Mainboards möglich sein. Hier müsste man dem Kunden eine einfache Möglichkeit geben, alle Daten trotz Mainboard- und Betriebssystemwechsel zu behalten. Das könnte schwierig werden, ist aber mit passender Software bestimmt lösbar. Beispielsweise könnte man die Daten auf der SD-Karte oder (verschlüsselt) auf einem Server zwischenlagern.
Diese Strategie wäre technisch nicht ganz einfach, aber ein echter Nutzengewinn für die Kunden, die Umwelt und am Ende auch für SHIFT.

Eine andere Möglichkeit wäre, auf das problematische, un-updatebare Android ganz zu verzichten und sich auf Geräte zu konzentrieren, die mit anderen Betriebssystemen auskommen.
Genau deshalb bin ich so begeistert vom SHIFT13mi! (Und habe eines vorbestellt.)
Windows hat viele Fehler, aber den entscheidenden Vorteil, dass es praktisch unbegrenzt updatebar ist. Ich halte es durchaus für möglich, dass man das 13mi auch noch in 10 Jahren benutzen kann, solange Akkus erhältlich sind.
Ideal wäre es natürlich, wenn man auch hier Upgraden könnte. Bei M.2 SSDs und RAM ist das ja schon problemlos möglich, wenn man jetzt auch noch Mainboard und Prozessor tauschen könnte, wäre das Ding ja praktisch unbegrenzt haltbar!
Nach viel Kritik muss ich jetzt noch mal wirklich die Idee zum Tablop loben, denn er hat wirklich eine USP!
Er konkurriert vor allem mit der Surface-Reihe, die ja notorisch unreparierbar ist, und auch von anderen Herstellern gibt es nur sehr wenige Modelle, bei denen man überhaupt den Akku tauschen kann.
Der Preis stimmt hier auch, andere Detachables derselben Leistungsklasse sind nicht viel billiger.
Wenn das 13mi gut funktioniert, könnte das ein echter Erfolg werden!

Puh, jetzt habe ich mich in Rage geschrieben und der Text ist ganz schön lang geworden 😅

Ich werde noch mal eine kleine Zusammenfassung an den Anfang stellen.

Trotzdem würde mich eure Meinung zu meinen Gedanken interessieren.
 
Auf jeden Fall ein interessanter Text @Xenos mit vielen wichtigen Gedanken. @blackcat hat Recht, das diskutieren wir hier schon seit Jahren, aber dennoch ist es wichtig und richtig die Ansätze weiterzuentwickeln und andere spannende Entwicklungen wie die des Fairphone 3 mit Updatemodulen und e/OS/ zu beobachten und immer wieder heran zu ziehen.

Man kann die Thematik auch nicht oft genug aufwärmen, denn es muss sich eindeutig was ändern in der Smartphone Branche und wir müssen Wege suchen und finden, um den Umbruch zumindest anzustoßen!

Du hast einen Punkt, wenn du sagt im Computer Markt ist es viel leichter sein Gerät über 10 Jahre zu verwenden. Ja - der HQ Sound wird dann treibermäßig nicht mehr unterstützt - aber nach 7 Jahren tut es auch der Standardtreiber. Jeder kann auf fast jedem Gerät fast beliebig seine Linux Distribution auswählen und installieren.

Auf dem Smartphone Markt scheitern wir an offenen Standard OS, die für viele Geräte gleichermaßen einsetzbar sind. Wer sich sein AOSP oder Sailfish nicht selbst auf sein Gerät porten kann, der ist auf jemand angewiesen, der sich die mühevolle Arbeit macht. Und es muss schon sehr viel Spaß machen, alle paar Monate zwischen OS zu wechseln, weil das Gerät bspw bei Lineage nicht mehr unterstützt wird (siehe Dilemma beim Galaxy S9).

Was können wir also tun?
- klar, Druck auf den Gesetzgeber ausüben, um bspw Garantiezeiten zu verlängern und Chiphersteller zu verpflichten mind. 7 Jahre Updates bereit zu stellen.
- Geräte bauen/kaufen, die auf Chiphersteller setzen, die Updates länger garantieren (Qualcomm vs Mediatek). Aber auch das reicht nicht.
- Geräte kaufen, die eine starke IT affine Community haben wie bspw OnePlus, Pixels oder auch Fairphone. Hier muss sich Shift einreihen. Mit 5 verschiedenen Geräten gehen die Ressourcen der Community verloren: die einen entwickeln Lineage für das Shift 5, die anderen Shift OS für das 6mq, die nächsten e/ für das 6m, usw.

Daher bin ich auch stark dafür, dass Shift zukünftig auf bspw zwei klare Linien setzt:
Ein größeres Gerät und ein handlicheres. Und die beiden Linien konsequent mit Hardware ausstatten, die derzeit die längste Laufzeit versprechen und zwischendurch hardwaremäßig upgradebar sind. Für beide dann auf ein offenes Betriebssystem setzen, das mit der Community weiterentwickelt werden kann. Wahrscheinlich ist der derzeitige Weg mit dem eigenen Shift OS am besten, um mit der G-Version, die Marktzulassung zu bekommen und die L-Version datenschutzsicher weiter zu entwickeln.


Festzustellen bleibt, dass es sinnvoll wäre, diesen Weg gemeinsam mit der Community zu gehen und sie mehr einzubinden. Das 6mq ist ein guter Anfang. Vielleicht kann Shift etwas Hintergrundwissen teilen und eine neue Umfrage im Anschluss nochmal ein Stimmungsbild einholen.

Es wurde viel diskutiert, aber es liegt eben auch noch ein weiter Weg in eine nachhaltige Smartphone-Zukunft vor uns. Packen wirs an!
 
Hast Du Dich schon mal intensiver hier im Forum umgesehen? Alle von Dir angesprochenen Punkte wurden bereits diskutiert.
Ich habe gesehen, dass das Android-Update-Problem hier schon ausgiebig diskutiert wurde, z.B. in folgendem Thread:

Allerdings will ich hier auch nicht noch mal eine lange Diskussion starten, wie wichtig nun die neuste Androidversion ist, sondern das Thema etwas weiten.
Ich glaube, wir müssen einfach mal anerkennen, dass auch das 6mq nicht der große Durchbruch werden wird, weil es eben wie alle Shiftphones vor ihm kein echtes Alleinstellungsmerkmal hat! Eine solche USP könnte Aufrüstbarkeit sein (falls sie weitergeht als beim Fairphone), oder 7 Jahre Updategarantie (die nicht kommen wird), oder ein neuer Formfaktor oder eine ausklappbare Badenudel oder eben eine völlig neue Idee!
Darüber möchte ich reden! Wie soll es mit SHIFT weitergehen?
 
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Reaktionen: NoG....eFan
Eventuell verrennt man sich hier auch etwas im Nachhaltigkeitsgedanken. Der ist natürlich enorm wichtig, aber wenn Nachhaltigkeit der einzige Grund sein soll, ein Shiftphone zu kaufen, dann müssten die Shiftphones auch nachhaltiger als alle anderen Smartphones sein, was sie nicht sind und auch aufgrund der genannten Punkte nicht sein werden, wenn man im bisherigen Modus weitermacht.
Ideal wäre es, wenn man neben Nachhaltigkeit noch einen weiteren Punkt finden würde der Shiftphones auch für Käufergruppen interessant macht bei denen Reparierbarkeit eher eine untergeordnete Rolle spielt.
Um es mal mit einem Beispiel aus einem anderen Bereich zu illustrieren: Tesla hat nicht langweilige Vernunftautos elektrifiziert um radikale Ökos anzusprechen, sondern den elektrischen Antrieb mit Vorteilen kombiniert, die nicht direkt etwas mit Nachhaltigkeit zu tun haben, nämlich absurde Beschleunigung und autonomes Fahren. So wurden die Autos für viele Leute interessant, die mit Klimaschutz eher weniger am Hut haben. Und das wirkt. Inzwischen sind E-Autos im Mainstream angekommen.

(PS: Ich möchte jetzt keine Diskussion führen, wie nachhaltig Tesla ist oder wie gut oder schlecht Elektroautos. Es geht mir nur ums Beispiel :) )
 
Um es mal mit einem Beispiel aus einem anderen Bereich zu illustrieren: Tesla hat nicht langweilige Vernunftautos elektrifiziert um radikale Ökos anzusprechen, sondern den elektrischen Antrieb mit Vorteilen kombiniert, die nicht direkt etwas mit Nachhaltigkeit zu tun haben, nämlich absurde Beschleunigung und autonomes Fahren. So wurden die Autos für viele Leute interessant, die mit Klimaschutz eher weniger am Hut haben. Und das wirkt. Inzwischen sind E-Autos im Mainstream angekommen.

Dies sehe ich leider anders. Tesla ist ein Minusgeschäft, welches bisher keinen Profit abwirft. Tesla existiert nur weil man mit CO2 Zertifikaten enormen Gewinn macht. Allein dieser Aspekt wirft Fragen auf. Ich sehe Tesla als ein Hobby einer fragwürdigen Branche. Nachhaltig wäre doch in diesem Bereich bspw. den ÖPNV zu subventionieren oder gar kostenlos zu machen. Um die 2 Tonnen Technik um durchschnittlich 1,5 Personen zu transportieren ist nie nachhaltig. Ich will hier aber nicht weiter vom eigentlichen Thema abkommen. Widerspruch bitte per PN.
 
@Xenos: Danke für Deinen anregenden Beitrag. In Bezug auf Deinen Hauptgedanken der USP möchte ich Dir widersprechen. Als ich vor zwei Jahren neue, alltagstaugliche Handys für meine Frau und mich gesucht habe, hatte ich - kurz gefasst - zwei grobe Kriterien: 1. keinen überteuerten Life-Style-Apfel und 2. keinen Datenklau durch einen Großkonzern, der mich nicht als Kunde, sondern als Ware betrachtet. Damals gab es ausschließlich das Shiftphone mit der Option der L-Version, welches diesen Ansprüchen genügte. Heute gäbe es zwei Optionen: Das Fairphone 3 mit /e/ OS ist hinzugekommen. Toll, dass wir Kunden nun bei dem Alleinstellungsmerkmal eines ungoogled Phones eine Wahl haben! Ich wünsche, dass noch viel mehr solcher Angebote dazukommen. Und mit einem Windows basierten Angebot kommen wir nur vom Regen in die Traufe. Ich finde auch nicht, dass Shift mit "beeindruckender Geschwindigkeit" neue Produkte herausbringt. Die Entwicklung der aktuellen Modelle 5me/6m sowie 6mq hat Jahre gedauert und ist vermutlich Ausdruck der erfolgreichen Weiterentwicklung des Unternehmens. - Wenn es Shiftphone wie angekündigt hinbekommt, die L-Version (trotz auslaufender Unterstützung von Android 8) weiter zu pflegen, werde ich das erste Mal ein Smartphone länger als die üblichen zwei bis drei Jahre nutzen können.
 
Eventuell verrennt man sich hier auch etwas im Nachhaltigkeitsgedanken. Der ist natürlich enorm wichtig, aber wenn Nachhaltigkeit der einzige Grund sein soll, ein Shiftphone zu kaufen, dann müssten die Shiftphones auch nachhaltiger als alle anderen Smartphones sein, was sie nicht sind und auch aufgrund der genannten Punkte nicht sein werden, wenn man im bisherigen Modus weitermacht.
Ideal wäre es, wenn man neben Nachhaltigkeit noch einen weiteren Punkt finden würde der Shiftphones auch für Käufergruppen interessant macht bei denen Reparierbarkeit eher eine untergeordnete Rolle spielt.
Um es mal mit einem Beispiel aus einem anderen Bereich zu illustrieren: Tesla hat nicht langweilige Vernunftautos elektrifiziert um radikale Ökos anzusprechen, sondern den elektrischen Antrieb mit Vorteilen kombiniert, die nicht direkt etwas mit Nachhaltigkeit zu tun haben, nämlich absurde Beschleunigung und autonomes Fahren. So wurden die Autos für viele Leute interessant, die mit Klimaschutz eher weniger am Hut haben. Und das wirkt. Inzwischen sind E-Autos im Mainstream angekommen.

(PS: Ich möchte jetzt keine Diskussion führen, wie nachhaltig Tesla ist oder wie gut oder schlecht Elektroautos. Es geht mir nur ums Beispiel :) )
Kann dir aus eigener Erfahrungen und Forschung sagen, dass gehypte Dinge (selten) nachhaltig sind bzw anders herum, nachhaltige Dinge selten allein durch ihre Spezifikationen ein Hype werden. Liegt auch irgendwo in der Natur der Sache. Tesla hat bewiesen, dass Elektroautos bereits vor Jahren gebaut werden konnten und auch sportlich und schön sein können (das hatte die Automobilindustrie ja immer verneint). Das war gut, wichtig und richtig. Aber selbstverständlich sind E-Auto nur dann ökologisch sinnvoll, wenn sie nicht die Verbrenner 1:1 ersetzen, sondern es insgesamt weniger Autos gibt und die meisten von ihnen klein und mit kleiner Batterie. Tesla hingegen ist auf den Luxus und SUV Hype aufgesprungen und verfolgt rein ökonomische Ziele.

Wie beim E-Auto ist auch das Smartphone am ökologischsten, das nicht jedem Hype (VR, 4K, 100 Kameras) hinterher rennt und unnötig Ressourcen verschwendet, sondern ein solides langlebiges Produkt ist, das bewusst sich auf die Grundtugenden fokussiert. Shift kann auch keine wahnsinnigen Versprechen geben was Nachhaltigkeit anbelangt, wenn die Zahl der mögl. Geschäftspartner und limitiert ist. Man wird sich also entweder untreu oder unehrlich.

Fairphone 3 und Shift6mq sind schon nah dran am derzeit maximal Möglichen. Jetzt fehlt nur noch mehr Sicherheit bei der Entwicklung, um die Geräte schneller herausgegeben zu können und Hardwaretreiber end-of life Problemen vorzubeugen.

Es muss sich aber wie gesagt auch in Politik und Gesellschaft etwas ändern, damit nachhaltiges Produzieren und Konsumieren belohnt wird und unökologisches für seine wahren Kosten aufkommen muss. Dann braucht es auch kein Hype-Attribut mehr als Kaufargument.
 
@Xenos: Danke für Deinen anregenden Beitrag. In Bezug auf Deinen Hauptgedanken der USP möchte ich Dir widersprechen. Als ich vor zwei Jahren neue, alltagstaugliche Handys für meine Frau und mich gesucht habe, hatte ich - kurz gefasst - zwei grobe Kriterien: 1. keinen überteuerten Life-Style-Apfel und 2. keinen Datenklau durch einen Großkonzern, der mich nicht als Kunde, sondern als Ware betrachtet. Damals gab es ausschließlich das Shiftphone mit der Option der L-Version, welches diesen Ansprüchen genügte. Heute gäbe es zwei Optionen: Das Fairphone 3 mit /e/ OS ist hinzugekommen. Toll, dass wir Kunden nun bei dem Alleinstellungsmerkmal eines ungoogled Phones eine Wahl haben! Ich wünsche, dass noch viel mehr solcher Angebote dazukommen. Und mit einem Windows basierten Angebot kommen wir nur vom Regen in die Traufe. Ich finde auch nicht, dass Shift mit "beeindruckender Geschwindigkeit" neue Produkte herausbringt. Die Entwicklung der aktuellen Modelle 5me/6m sowie 6mq hat Jahre gedauert und ist vermutlich Ausdruck der erfolgreichen Weiterentwicklung des Unternehmens. - Wenn es Shiftphone wie angekündigt hinbekommt, die L-Version (trotz auslaufender Unterstützung von Android 8) weiter zu pflegen, werde ich das erste Mal ein Smartphone länger als die üblichen zwei bis drei Jahre nutzen können.
Da hast du mich erwischt 😅
Das Argument des googlefreien Smartphones habe ich übersehen, weil das für mich persönlich nicht so wichtig ist, aber es ist natürlich ein klarer Vorteil des Shiftphones!
Aber das ist (noch) keine echte USP, weil es das eben beim Fairphone auch gibt. Ich suche ja gerade etwas um sich vom Fairphone abzugrenzen.
Und solange die L-Version nicht problemlos out-of-the-Box funktioniert, sehe ich da auch keinen großen Vorteil. Denn ein alternatives, googlefreies Betriebssystem zu installieren ist ja bei vielen Smartphones möglich, nur eben mit dem Nachteil, dass der Installationsprozess aufwändig ist und eventuell nicht alle Features funktionieren.
Damit das auch für Leute attraktiv wird, die keine Technerds sind, muss das Betriebssystem vorinstalliert sein (das ist einfach) und außerdem problemlos funktionieren. Das ist schon schwieriger. Denn ohne den Playstore sind ja 99% der Apps nicht verfügbar. Eventuell könnte man vielleicht noch den Playstore drauflassen und die restliche Bloatware löschen, aber dann ist es ja immer noch nicht googlefrei.
Was ich sagen will: Der Großteil der Nutzer will ein Smartphone, das einfach funktioniert, und zwar mit Bankingapps, Whatsapp etc.
Wenn es das ohne Google gäbe, wäre das eine echte USP, das ist aber schwer umzusetzen. (Ich lasse mich gerne eines besseren belehren:)
 
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