Ubuntu selbst hat mit "Touch" nur begrenzt zu tun. Die Touch-Unterstütung ist vor allem eine Frage der Arbeitsumgebung bzw. der verwendeten Software. Und das ist (wenn ich das ungern sage) in Gnome angeblich noch mit am besten. Und zwar egal in welcher Distribution.
Ich habe hier Garuda-Linux mit KDE Plasma laufen. Da würde mir jetzt auch einiges einfallen, was verbesserbar wäre - aber ich arbeite auch nur sporadisch mit Touch. (Zum Video gucken habe ich hier MPV mit einem LUA-Script im Einsatz, mit dem man mit Touch spulen kann.)
Und warum Garuda? Warum würde man überhaupt von Ubuntu zu einer anderen Distribution wechseln wollen?
In Anbetracht der großen Verbreitung von Ubuntu ist die Entscheidung von Shift, das Shift13mi mit Ubuntu auszuliefern absolut nachvollziehbar.
Das hätte ich als Hersteller auch nicht anders entschieden!
Ubuntu kommt jedoch für meinen Geschmack mit einigen Designentscheidungen, die ich für mich als sehr problematisch einstufe. Das ist vor allem eine Frage der persönlichen Vorlieben, Ansprüche und Prioritäten, die man in Bezug auf ein Betriebssystem hat:
- Hauptversionen: Ubuntu muss regelmäßig auf eine neue Hauptversion aktualisiert werden. In der Vergangenheit hat kam es bei mir (wegen proprietärer Treibern) regelmäßig zu Problemen, die letztlich immer eine vollständige Neuinstallation erforderten. Das ist sind beim Shift13mi (das komplett OpenSource-Treiber nutzt) recht unwahrscheinliche Probleme, aber es bleibt ein Zeitaufwändiger und lästiger Vorgang, bei dem durchaus einiges schiefgehen kann.
Bei LTS-Versionen ist das zwar ein seltenerer Prozess, aber das wird dann zu dem Preis erkauft, dass die Software schon bald in vielen Teilen veraltet ist. Neue Funktionen kommen dann erst teilweise nach Jahren beim Nutzer an. Gnome war auf dem Shift nach der ersten Aktualisierung bei mir Gnome 3.36.9. Aktuell ist 3.43.1. Da dürfte auch hinsichtlich der Touch-Funktionalität einiges zwischen liegen.
- Die Installation von „inoffiziellen“ Programmpaketen in Ubuntu empfinde ich als sehr umständlich. Für jede Quelle muss ein eigenes PPA hinzugefügt werden.
- Snap: Ubuntu hat eine Softwareverwaltung über apt (die Paktverwaltung von Debian, von dem Ubuntu abstammt) und Snap. Snap ist dabei so etwas wie der „Amazon-App-Store“. Eine proprietäre Platform, auf der Canonical (der Hersteller von Ubuntu) schalten und walten kann – und dem man vertrauen muss. Das ist derselbe Hersteller, der es mal für eine gute Idee gehalten hat, alle Eingaben im Programmstarter an Amazon zu verkaufen. Nein danke!
Hinzu kommt, dass Snap schon fast wieder die „Windowisierung“ von Linux ist: Jedes Programm wird alle möglichen Abhängigkeiten nochmals auf das System, obwohl andere Programme sie schon drauf gemacht haben.
Gut, Snap hat auch Vorteile, aber keine, die (für mich) die Nachteile aufwiegen.
- Dateisystem: Der Standard bei Ubuntu ist eine Installation auf dem ext4-Dateisystem. Das ist zwar ein gutes Dateisystem, es fehlt (mir) aber eine sehr wichtige Funktion: Dateisystem-Snapshots. Das sind „quasi eingefrorende Abbilder“ des Dateisystems, auf die man das Dateisystem wieder zurücksetzen kann, wenn man beim Ausprobieren das System kaputt gemacht hat. (Das ist nicht das gleiche wie Timeshift auf ext4-Dateisystemen!) Ein solches Dateisystem ist „Btrfs“. Ubuntu kann man zwar auch auf Btrfs installieren, aber wenn es dafür schon neu installieren müsste, dann könnte man natürlich auch die vorherigen Probleme gleich mit beheben.
Eine Lösung würde also ein System erfordern, dass:
- das System keine Hauptversionierung hat, sondern ein sogenanntes „rolling release“-System hat (man spielt einfach Updates ein, das war es),
- Software tatsächlich im Kern über ein zentrales Paketmanagement verwaltet und
- auf einem Dateisystem installiert wird, dass Dateisystem-Snapshots kann.
Arch Linux wäre eine solche Distribution. Arch Linux ist auch eine ganz hervorragende Wahl, wenn man wirklich systematisch lernen will, wie ein Linux aufgebaut ist und die Funktionsweise verstehen will. Wenn man aber a) wenig Ahnung hat und/oder b) eine komfortable Installation will, kann man einfacher auf eines der zahlreichen „Derivate“ ausweichen, die zwar auf Arch Linux basieren, aber über einen angenehmen grafischen Installer verfügen.
So ein Derivat ist „Garuda Linux“, auf das
meine Wahl gefallen ist. Garuda fällt vor allem mit zahlreichen nutzerfreundlichen Vorkonfiguationen auf. (Je nach gewähltem Installationsimage aber auch durch mehr oder weniger Bloatware.)
Eine besonders wichtige davon sind automatische Dateisystem-Snapshots beim Installieren oder Entfernen von Software. Das fängt damit auch den größten Nachteil des „rolling release“ auf: Wenn was schiefgeht, kann es richtig schiefgehen. Das ist mir zwar bei Updates noch nicht passiert, aber FALLS was passiert, kann man ein System leicht zurückrollen. (Wo mir das aber schon öfter passiert ist, ist beim „rumfrickeln in Konfigurationsdateien“; da erweist sich das dann als extrem hilfreich.)
Und ja, das kann man auch mit Gnome installieren. Ich mag nur Gnome (aus vielen Gründen) nicht. Deshalb läuft hier KDE. (Ergändzend: Ich mag auch das Latte-Dock nicht, was mit Garuda dragonized KDE kommt. Das ist mir zu Apple-Like. Das kann man aber halt auch leicht wegmachen.)
[Edit: Wenn ich mal dazu komme, meine Installations-Notizen auch für andere Verständlich zu überarbeiten, werde ich die wahrscheinlich auch ins Forum stellen.)