Fazit SHIFT6m nach etwa fünf Jahren Nutzung

duckOfDoom

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15 Dezember 2020
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Hallo zusammen,

ich möchte gerne nach fast fünf Jahren Nutzung des SHIFT6m nun ein kurzes Résumé ziehen. Vielleicht informiert sich vor dem Kauf eines Shiftphones ja der ein oder andere hier im Forum und findet das Fazit auch in Hinblick auf neuere Produkte hilfreich.

Ich finde die Grundidee des Shift-Phones sehr sympatisch. Daher hatte ich mich 2019 auch dazu entschlossen mir ein SHIFT6m als neues Smartphone zuzulegen. Da ich niemand bin, der High-End-Produkte möchte, war ich mit der Performance grundsätzlich zufrieden. Allerdings haben mich schon ein paar Dinge gestört:
  • Die Kamera hatte immer einen ziemlichen Rotstich. Vor allem auf Fotos bei dunkleren Lichtverhältnissen waren die Farben schon ganz schön verfälscht. Vorher hatte ich ein Samsung S5 Mini in Gebrauch und abgesehen von der Auflösung wurden die Bilder schon irgendwie schöner.
  • Beim Telefonieren hat sich eigentlich fast jedesmal das Display angeschaltet, sodass man durch das Ohr, bzw. die Wange wahllos Eingaben getätigt hat, wenn man nicht ständig aufgepasst und darauf geachtet hat. Folge waren aufgelegte Gespräche, Starten weiterer Anrufe, verstellen irgendwelcher Geräteeinstellungen,...
  • Die USB-Buchse des Geräts war nach zwei Jahren so wackelig, dass sich das Handy nicht mehr laden ließ. Es lag nicht am Kabel. Das funktionierte an anderen Geräten einwandfrei.
    Laut Support wäre das aber aber normaler Verschleiß. Ich habe dann auf eigene Kosten das Modul getauscht (wofür hat man schließlich ein Shiftphone). Nach nu weiteren guten zwei Jahren lässt sich das Gerät zwar noch laden, aber der Stecker hält auch nur noch, wenn ich das Handy auf eine Ebene fläche lege und sicherstelle, dass keinerlei Zug auf dem Stecker ist oder er sogar in die Buchse gedrückt wird.
  • Nach zweeinhalb Jahren Nutzung (April 2022) ging das Gerät plötzlich aus und ließ sich nicht mehr einschalten noch reagierte aus auf das Anschließen an die Steckdose. Der Akku war allerdings noch voll. Diagnose von Shift, nachdem ich das Gerät eingeschickt hatte: Kaputtes Mainboard.
    Daher auch kein Restwert mehr für ein mögliches Upgrade. Nach einigem Nachdenken habe ich mich doch für die Reparatur entschieden (Kosten: 220 €).
    Nach nun ziemlich genau weiteren zweeinhalb Jahren zeigt sich wieder das gleiche Fehlerbild und ich tippe auf einen erneuten Mainboardschaden.
Ich werde mich nun von dem Gerät trennen. Als Fazit muss ich leider, auch aufgrund des Nachhaltigkeitsgedanken sagen, dass ich mir kein Shiftphone zulegen werde. Vor dem Shiftphone habe ich Handys ohne irgendwelche Schäden oder auch nur ansatzweise so starken Gebrauchsspuren wie den Verschleiß der USB-Buchse am Shiftphone über Jahre genutzt (auch dank Cyanogenmod, bzw. Linage-OS). Dass ich nun in 4 Jahren zweimal einen Mainboardschaden habe, sowie die USB-Buchse nach zwei Jahren eigentlich nicht mehr zu gebrauchen ist, finde ich für eine Firma, die bewusst einen nachhaltigeren Ansatz als die großen Player verfolgen möchte, schon bedauerlich. Von der Wirtschaftlichkeit der Nutzung und Reparatur für mich als Endkunden mal ganz zu schweigen (ich hätte mir für das Geld wohl fast ein High-End-Produkt holen können, das ich nun immer noch nutzen würde).
Ich werde daher nun wieder zu den bekannten Marken zurückkehren und bin nun gespannt, ob ich das Gerätepfand zurückbekomme.
Obwohl ich den Grundgedanken der Shiftphones weiterhin gut finde, würde ich aber leider davon abreaten, sich ein Shiftphone zu kaufen.

Viele Grüße
 
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Hallo duckOfDoom,

vielen Dank für deinen interessanten Bericht. Ich habe jetzt auch fünf Jahre das Shift 6m verwendet und meine Erfahrungen sind folgende:
  • Insgesamt bin ich mit dem Gerät zufrieden und würde es auch weiter benutzen. Da es aber keine Android Updates mehr gibt, kann ich bestimmte Apps nicht mehr verwenden und steige deshalb um. Das unmögliche Update ist im Sinne der Nachhaltigkeit natürlich Mist, aber sehr wahrscheinlich bei der Entwicklung des Geräts nicht vorhersehbar gewesen. Ich habe den Eindruck, dass man beim Shiftphone 8 da aber gelernt hat.
  • Ich habe im Laufe der Zeit nur einmal den Akku getauscht und das Panzerglas erneuert. Sonst gab es keinerlei Hardwareprobleme. Jetzt ist langsam der Bumper hin, sonst funktioniert alles. Ich hatte das Gerät letztens als Demonstration für einen Appel-nutzenden Kumpel einfach mal auf den Boden geschmissen ohne Schaden, weil sein teures High-End Smartphone beim Rausfallen aus der Tasche vor kurzem sehr stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das hat Eindruck gemacht. Ich meine, dass das Shift 6m noch ewig laufen könnte...
  • Das größte Problem ist auch bei mir die Kamera und die Qualität der Bilder. Ich habe mich damit arrangiert, dass ich zwei verschiedene Apps (Standard Kamera App und OpenCamera) nutze und irgendwann genau wusste in welcher Abhängigkeit von den Lichtverhältnissen welche App das bessere Resultat erzielte und die Bilder dann ggf. im Nachhinein erhellt oder geschärft habe. Dieses Vorgehen kann man aus meiner Sicht aber nicht jedem User abverlangen, insbesondere denen die keinerlei Technik-Affinität besitzen. Insgesamt ist aber die Selfie Kamera sehr schlecht und generell macht das Handy bei dunklen Lichtverhältnissen schlechte Bilder mit Rotstich. Das kann ich also bestätigen. Ich hatte mich damit arrangiert.
Das sind schon alle Problempunkte bei mir. Sonst Daumen hoch für das Gerät! Wenn es ein Android Update gegeben hätte, wäre ich auch bei dem Gerät geblieben. Da mich die fehlenden Apps im Alltag doch recht stark beeinflussen, möchte ich leider nicht mehr auf das Shiftphone 8 warten und habe mir ein Fairphone 5 bestellt. Wenn ich keine Zeitnot hätte, würde ich aber auf das Shiftphone 8 bis ins nächste Jahr warten.

Da ich aber auch Shiftbook User bin, bleibe ich der Shift-Community treu und befürworte und bewerbe die Marke aber weiterhin mit Vorsicht. Ich würde Shiftphone nur unter Vorbehalt empfehlen, so wie man Linux Distributionen auch im Sinne der Software Ethik empfehlen kann, was ja viele gut finden. Aber auch hier scheitern ja viele Technik-aversive Menschen daran sich auch in ein anderes Betriebssystem einarbeiten zu wollen, obwohl sie es grundsätzlich gut finden. So ist es auch bei Shift-Produkten. Mal sehen, vielleicht ändert sich das ja mit dem Shiftphone 8. Ich bin gespannt!

Viele Grüße,
Frank
 
Die Notwendigkeit mehrerer Kamera-Anwendungen fühlt sich sehr falsch an. Wo waren die jeweiligen Vorteile?
 
Anbei mal meine subjektiven Erfahrungen. Die liegen natürlich auch an den Einstellungen, die ich gemacht habe. Es kann also sein, dass andere Menschen das ganz anders beurteilen würden:

Shift Default Kamera App:
+ Bilder sind in Ordnung bei guten Lichtverhältnissen, allerdings etwas matt.
+ Bilder sind sehr schnell scharf gestellt, man kann also bei Bewegung eher ein gutes Foto machen.
+ KISS Prinzip: Man kann nur die notwendigen Sachen einstellen, also nicht viel falsch machen. (KISS = Keep It Safe and Simple)
- Bei dunklen Lichtverhältnissen nicht zu gebrauchen auch mit Blitz, es kommt nur ein schemenhaftes Foto zustande.
- HDR Modus bringt nur grelle Bilder zustande.

OpenCamera:
+ Macht gute Bilder bei guten Lichtverhältnissen aber auch bessere Bilder bei dunken Lichtverhältnissen (nur bessere, keine guten Bilder)
+ HDR Modus klasse, ich habe fantastische Landschaftsaufnahmen gemacht.
+ App hat sehr sehr viele Einstellmöglichkeiten.
- App hat sehr sehr viele Einstellmöglichkeiten (das kann auch ein Nachteil sein, weil man sich auch verkonfigurieren kann)
- Focus ist langsamer, braucht einen Moment zu scharfstellen. Ich habe alle möglichen Einstellungen mal probiert und hier fand ich die Standard-Kamera App angenehmer .
- Videos nur gut, wenn man eine hohe Auflösung wählt, dann erzeugt man aber Dateien von enormer Größe.
- Macht im Eifer des Gefechts oft unscharfe Bilder.
- deutlicher Rotlicht mit Blitz, obwohl in der Vorschau ein klar ausgeleuchtetes Bild zu sehen ist, ist das Resultat rot eingefärbt.

Bei Fotos von beiden Apps habe ich Nachbearbeitungsfunktionen von der "Fotos" App verwendet und zwar "Optimieren" um zu dunkle Fotos heller zu machen mit sehr guten Resultaten und "Scharfzeichnen" vor allem bei der Selfie-Kamera, mit der man oftmals sehr krisselige Bilder machen konnte, die so im Qualitätsrahmen von den ersten Fotos Handys aus den 2000er Jahren lagen.

D.h. wollte ich tagsüber Personen oder alltägliches fotografieren habe ich zur Standard Kamera App gegriffen. Bei Landschaftsfotos habe ich tagsüber zur OpenCamera App gegriffen. Alle Situation bei dunklen oder diffusen Lichtverhältnissen habe ich die OpenCamera App genutzt. Also insgesamt hatte ich mehr von der OpenCamera App.

Wann was besser war und womit man im Nachinein noch etwas gut nachbearbeiten konnte, hatte sich im Laufe der Zeit so eingespielt.
 
Hm ... vielleicht sind bezüglich der Kamera und des Smartphones ja meine Ansprüche zu niedrig. Aber ich muss auch mal hier 'ne Lanze für das SHIFT6m brechen: Es erfüllt aus meiner Sicht alles vom ersten Tag absolut zufriedenstellend (außer die Funktion der Ausweis-App via NFC, aber das ist mir derzeit auch noch egal). Geliefert im April 2019, betrieben mit zwei Sim-Karten und einem externen Speicher wegen der Tonnen von gespeicherter Musik sowie - obacht - immer noch mit dem ersten Akku, der noch locker um die 36 Stunden durchhält. Und dies trotz intensiver Nutzung (Job und privat). Einzig den Bumper musste ich jüngst austauschen, und den auch eher aus kosmetischen Gründen, weil mir das Phone - gottseidank mit dem Bumper voran - auf ein grobes Gehsteigpflaster entglitten war 😅 … .
Natürlich ist das SHIFT6m kein "Rugged Phone" - entsprechend sorgsam müssen solche Teile aber eben auch behandelt werden.
 
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Das 6m meiner Frau, sie benutzt es einfach nur für Internetrecherche, Threema, Signal und E-Mail, läuft seit über 4 Jahren tadellos und hat auch schon einige Stürze in der Klapphülle unbeschadet überstanden. Für sie als nicht Poweruser mit genügsamen Ansprüchen an Kamera etc. pp. alsolut O. K.
Seit diesem Sommer ist ein Universalakku mit Adapter im Einsatz. Der Original-Akku reichte zwar noch für über einen Tag, wenn er allerdings die 20 %-Marke erreichte, dauerte es nicht lange und das Phone war aus. Deshalb habe ich ihn, als wir in Falkenberg waren, zurückgegeben.