5 Jahre Shiftphone 6m - Abschied vom System aufgrund nicht erfüllter Versprechen und Zusagen

Tvhvm5QV

Member
Original poster
23 April 2019
20
Ich bin 2018 auf Shiftphones gestoßen und war begeistert von dem Ansatz der nachhaltigeren Produktion, zumindest Lieferketten weitestgehend transparent zu haben, den freshen, christlichen Gründern und der Idee ein direkt angepasstes OS ohne Google (ShiftOS - L) ab Werk vom Hersteller zu bekommen und kurze Supportwege zu haben. Außerdem sprach die gute Reparierbarkeit für das Gerät, um z.B. nach 3-4 Jahren einen Akku ersetzen zu können. Mein zweites Smartphone überhaupt sollte also ein Shift 6m werden.

Meine Anforderungen an ein Gerät sind recht niedrig. Ich möchte keine Google-Dienste und Abhängigkeiten auf dem Gerät, F-Droid mit frei verfügbaren Apps, Signal und Threema als Messenger, Kalender Kontakte in der Nextcloud und mal ein Foto machen. Fürs Musik hören im Idealfall eine Miniklinke. Absicherung durch eine Firewall auf dem Gerät.

Das alles sah ich in dem Shift 6m mit Shift-OS-L erfüllt. Die "L"-Variante war damals in der Beta-Variante, sollte aber, wie im Forum mehrfach versichert wurde, bald zu einem stable release werden. Gute Voraussetzungen, dachte ich. Ich mag den Gedanken, kein Custom-ROM aus Drittquellen nutzen zu müssen, sondern ein OS, das vom Hersteller kommt, der das Gerät entwickelt hat.

Nun zur Praxiserfahrung. Das Gerät war bis Juni 2024 mein Alltagsgerät. Ich habe 2x den Akku getauscht, kein Problem. Die Kamera war nie gut, hat aber zum dokumentieren von etwas Wichtigem unterwegs gereicht. Diese ging nach 2 Jahren einfach kaputt. Schwarzes Bild, davor häufig Bild scharf gestellt, beim auslösen auf unscharf gestellt. Das gleiche bei dem 5me meiner Frau nach ca. 1 Jahr. Kann passieren, dass Hardware defekt ist. Bei meinem Samsung Galaxy S5 mini 4 Jahre davor nie vorgekommen. Im Bekanntenkreis auch nicht. Bei Shiftphones auf 2 Geräten von mir und meiner Frau.

Parallel dazu immer wieder die Nachfrage im Forum, wie es denn mit Updates aussieht. Immer gutgemeinte Vertröstungen auf bald, oder nächste Woche. Niemals eingehalten. Aus IT-Sicht ein großes Problem. Was nützt mir die Hardware, wenn die Software darauf unsicher ist und nicht gepatched wird. Aber ich war geduldig. Die gewonnene Privatsphäre durch ein googlefreies Telefon und der Hintergedanke, etwas Gutes in der Konsumentengesellschaft getan zu haben, ließen mich weiter treu mein Shift 6m nutzen.

Mit der Zeit war klar absehbar, dass Shiftphones offensichtlich ein grundlegendes Problem mit Software, Entwicklung, Zertifizierung und Sicherheitsanpassungen hatte. Ich habe das Gefühl, diese Probleme sind strukturell und nicht einfach zu lösen. Die Hardware ist das Eine, aber ohne eine gute Idee, wie das OS entwickelt, sicher gemacht und weiterentwickelt wird, ist das Gerät eher "Elektroschrott", als nachhaltig.

Hier sehe ich als Beobachter von außen die immer gleichen Muster. Es tut sich nichts. Es gibt die Aussage, nimm doch das Upgrade auf 6mx, 8, ..., da ist dann Android XX drauf. Aber die grundsätzlichen Probleme werden nicht gelöst oder KÖNNEN nicht gelöst werden. Hier muss man sich als Firma ehrlich machen, denn auch bei nachhaltigen Geräten gibt es einen gewissen Grundanspruch an Leistung, Service und Qualität.

Letztendlich bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass es für mich nachhaltiger ist ein Gerät zu kaufen, das möglichst lange Sicherheitsupdates erhält, wo transparent gemacht wird wie dort (Weiter)Entwicklung stattfindet. Und wo überhaupt erkennbar ist, dass weiterentwickelt wird. Die Wahl fiel für mich auf ein Google Pixel 8a mit Cashback für ein altes Smartphone aus dem Bekanntenkreis. Moralisch ist die Frage für mich nicht einfach gewesen, von dieser Firma ein Gerät zu kaufen. ABER und das hat in meiner Entscheidung überwogen, die Nutzung von GrapheneOS auf dem Gerät macht es für mich aktuell zum nachhaltigesten und am besten vor Google-Diensten geschützen Gerät für Anwender, die Wert auf Privatsphäre legen und ein Gerät so lange wie möglich nutzen wollen. Die Geschwindigkeit von Sicherheitsupdates, Patches und Weiterentwicklung in den 6 Monaten Nutzung hat Shift in 5 Jahren nicht erreicht.

Insofern hoffe ich, dass Shiftphones seine Defizite erkennt, offen, transparent kommuniziert und wirtschafttiche und ökonomische Schlüsse daraus zieht. Ich für meinen Teil verabschiede mich erstmal aus dem Shiftuniversum und werde von außen weiter beobachten, ob sich die Idee von Shiftphones noch entfalten wird und tragfähig wird oder es die absolut richtige Entscheidung war, den Absprung zu machen und eine andere Nachhaltigkeitsstrategie zu fahren durch möglichst lange Nutzung von Smartphones bei gleichzeitigem hohen Sicherheits- und Patchlevel.

Das Forum war wirklich klasse, weil es hier viele engagierte User gab und gibt. Aber das hilft leider nicht bei den grundsätzlichen Herstellerproblemen.

Edit: Zeit, wann Kamera defekt war, korrigiert
 
Zuletzt bearbeitet:
Bzgl. Shift 6m und Shift 5me: Das da nicht viel kommen wird, was Softwareupdates angeht, war von Anfang an für einen versierten Käufer klar (wenn auch vielleicht nicht in der Kaufbeschreibung erkenntlich). Die Geräte setzen beide wie das Teracube 2 & Teracube 2 Thrive (amerikanischer Hersteller für faire & modulare Smartphones) auf MTK-Prozessoren. Aus diesem Grund gibt es auch immer noch keine Custom-Roms für das 6m und das 5me. Shift hat ja behauptet aus dem Fehler gelernt zu haben, dass man mindestens Qualcomm (am Besten long-term) nutzen muss, wenn man lange & stabil Updates bieten möchte. Ich würde ja behaupten, dass Shift beim 6m & 5me gar nicht die Marge für Qualcomm gehabt hätte und deshalb auf MTK gesetzt hat. So wird es auch beim Teracube 2 & 2 Thrive (alle neueren Versionen als die ab Werk installierte sind nicht Google-zertifiziert) sein. Das hat auch nur deshalb Custom-Rom-Support, weil es als einziges faires und modulares Gerät, dass vor allem nordamerikanische Mobilfunkbänder unterstützt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bzgl. Shift 6m und Shift 5me: Das da nicht viel kommen wird, was Softwareupdates angeht, war von Anfang an für einen versierten Käufer klar (wenn auch vielleicht nicht in der Kaufbeschreibung erkenntlich). Die Geräte setzen beide wie das Teracube 2 & Teracube 2 Thrive (amerikanischer Hersteller für faire & modulare Smartphones) auf MTK-Prozessoren. Aus diesem Grund gibt es auch immer noch keine Custom-Roms für das 6m und das 5me. Shift hat ja behauptet aus dem Fehler gelernt zu haben, dass man mindestens Qualcomm (am Besten long-term) nutzen muss, wenn man lange & stabil Updates bieten möchte. Ich würde ja behaupten, dass Shift beim 6m & 5me gar nicht die Marge für Qualcomm gehabt hätte und deshalb auf MTK gesetzt hat. So wird es auch beim Teracube 2 & 2 Thrive (alle neueren Versionen als die ab Werk installierte sind nicht Google-zertifiziert) sein. Das hat auch nur deshalb Custom-Rom-Support, weil es als einziges faires und modulares Gerät, dass vor allem nordamerikanische Mobilfunkbänder unterstützt.
Ich denke, dass ich mich mit der Chip-Problematik 2018 nicht genügend auseinandergesetzt habe. Heute würde ich das auch anders betrachten. Insofern ist dein Post völlig richtig. Ich hätte ihn nur 2018 lesen müssen :-)
 
  • Like
Reaktionen: Martin S.
Ich denke, dass ich mich mit der Chip-Problematik 2018 nicht genügend auseinandergesetzt habe. Heute würde ich das auch anders betrachten. Insofern ist dein Post völlig richtig. Ich hätte ihn nur 2018 lesen müssen :-)
Ich kann deinen Post verstehen.
Und nicht jeder Nutzer ist so technikversiert, dass er erst genau das verwendete SoC und dessen Vor- und Nachteile in Bezug auf Softwareupdates analysiert.

Als Kunde eines Smartphones, welches als besonders nachhaltig beworben wird, erwarte ich nicht nur gut welchselbare Hardwarekomponenten (schnell und einfach wechselbarer Akku ist mir dabei am wichtigesten, denn das ist das Bauteil, was nach meiner Erfahrung am häufigsten und schnellsten degeneriert und damit das gesamte Phone nicht mehr praxistauglich nutzbar macht), sondern auch einen langen Softwaresupport.
Was nutzt mir sonst die Hardware, wenn ich sie nicht mehr praxistauglich nutzen kann, weil z.B. keine Apps mehr installiert werden können oder bedenkliche Sicherheitslücken bestehen?

Ich denke, Shift hat damals Fehler gemacht, solche Punkte wie die Möglichkeiten von Softwareupdates nicht hinreichend im Vorfeld zu evaluieren.
Aber aus Fehlern kann man immerhin lernen.
Mit dem 6mq ist zumindest schonmal ein Qualcomm SoC gewählt worden, sodass z.B. auch LineageOS Support gegeben ist.
Mit dem Shiftphone 8 verwendet man nun sogar ein Long-Term Qualcomm SoC (wie auch das Fairphone 5 - bei Fairphone wurden übrigens die gleichen Fehler mit MTK-SoC bei deren ersten Fairphones gemacht).
Ich gehe daher davon aus, dass der Punkt von Softwareupdates gerade mit dem neuesten Modell Shiftphone 8 nun erkannt und für die Zukunft bestens vorbereitet wurde.

Und so bin ich von meinem Samsung Galaxy S4 (mit wechselbarem Akku), was nur dank Qualcomm SoC und LineageOS noch nutzbar war (Android 11 per LineageOS, von Samsung war nur bis Android 5 geupdated worden) nun auf das Shiftphone 8 umgestiegen und bisher sehr zufrieden :)
Ich hoffe, dass ich es möglichst lange mit dem ShiftOS G nutzen kann, später dann vielleicht nochmal etwas verlängert mit LineageOS.
An die 11 1/2 Jahre, die ich das S4 genutzt habe, muss es natürlich erstmal rankommen, die Messlatte liegt also hoch ;)
Die Voraussetzungen sehen aber, soweit ich das beurteilen kann, gut aus. Das Hauptproblem beim S4 war zuletzt der kleine interne Speicher (16GB) und zu wenig RAM (2GB). Das sollte beim Shiftphone 8 mit bis zu 512GB und 12GB RAM nicht so schnell zum Problem werden.

Für alle Käufer der älteren Shift Modelle natürlich trotzdem sehr ärgerlich. Da kann Shift vmtl. jetzt nicht mehr viel dran ändern, sie können vielleicht ein Upgrade auf das Shiftphone 8 zum Selbstkostenpreis anbieten.
Das könntest du bei Support ggfs. nachfragen, sofern das für dich in irgendeiner Form interessant ist.
 
Ich scheitere eher an Dingen wie Fehlendem NFC Chip oder zu aggressiven Root Prüfungen als am Alter des Androids.
Bei welchen Kombinationen aus App und Android version bekommt ihr denn Fehlermeldungen dass euer Gerät zu alt sei?
 
Bei zahlreichen Apps von Banken/Krankenkassen etc. Bei der Corona-Warn-App war‘s am Anfang auch so, dann wurden aber irgendwann die Manifestwerte Stück für Stück herabgesetzt, wenn mittlerweile auch diese oder jene veraltete Android-Version unterstützt wurde. Ich habe tatsächlich bei meinem Android 8.0-Gerät das Problem mit der sehr allergischen TK-App gehabt. Die Postbank ist ja zum Glück in keinem Bereich (selbst Root) allzu allergisch. Deshalb nutze ich auch die Postbank. Was die TK angeht, konnte ich mich auf meinem Android 8.0 nicht in die digitale Patientenakte anschauen. Mit iodéGSI kann ich alle Apps nutzen außer die TK gar nicht.
 
Die TK-App ist leider ein Sensibelchen, das musste ich auch schon feststellen. Es gibt im Forum "Android-Hilfe.de" einen langen Thread darüber, indem auch verschiedene Workarounds gezeigt wurden, die alle mal eine Zeitlang funktionieren und dann teilweise wieder nicht: https://www.android-hilfe.de/forum/...949/tk-app-ohne-safety-net-status.941096.html. Das ganze war soweit ich in Erinnerung hab allerdings primär für Geräte mit Root relevant, vielleicht findet sich dort aber ein Wörkaround, der trotzdem passt.
 
Den Thread kenne ich. Ich habe mich aber dazu entschieden, einfach den Browser zu nutzen. Bei der TK braucht man ja nicht zwingend die App. Und ich habe halt kein Bock nur für eine App mein System zu rooten, damit x andere Apps plötzlich nicht mehr funktionieren …
 
  • Like
Reaktionen: Tvhvm5QV und jxn_30
Bzgl. Shift 6m und Shift 5me: Das da nicht viel kommen wird, was Softwareupdates angeht, war von Anfang an für einen versierten Käufer klar
Das ist doch nicht ernst gemeint? Man soll als Käufer eines Produkts, wessen USP die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit ist, schon beim Kauf wissen, dass es in wenigen Jahren Einschränkungen wegen Software Updates gibt? Das Shift 6m ist in der Hinsicht leider vom Konzept des Herstellers nicht aufgegangen. Da kann der Käufer wohl am wenigsten für.

Ich habe ähnliche Erfahrungen wie der TE gemacht:
 
Doch das meine ich ernst: Bei jedem hochpreisigen Objekt sollte man prüfen, ob der Hersteller die Versprechen einhält/einhalten kann. Und ein Hersteller, der behauptet langfristig Software zu supporten und auf MTK setzt, bei dem ist klar, dass es eigentlich kaum Softwareupgrades und, wenn überhaupt, hauptsächlich einmal jährliche backgeportete Sicherheitspatches sein werden.
 
  • Like
Reaktionen: Helblindi
Doch das meine ich ernst: Bei jedem hochpreisigen Objekt sollte man prüfen, ob der Hersteller die Versprechen einhält/einhalten kann. Und ein Hersteller, der behauptet langfristig Software zu supporten und auf MTK setzt, bei dem ist klar, dass es eigentlich kaum Softwareupgrades und, wenn überhaupt, hauptsächlich einmal jährliche backgeportete Sicherheitspatches sein werden.
Dir ist aber schon klar das sich auch nicht technikaffine Leute für Nachhaltigkeit interessieren? Die müssen sich dann schon auf Shift verlassen und deren Aussagen zum Produkt.
Ich würde mich momentan als technikinteressiert bezeichnen, da ich teilweise auch echt nur Bahnhof versteh was manche hier posten die wirklich im Detail in der Materie sind.

Mangels Zeit kann ich hier diesem Hobby nicht meine gesamte Aufmerksamkeit widmen (aka Alpha-Tester damals fürs 6mq der ersten Stunde) und wie man in dem 6mq SOS 5.0 Thread lesen kann bin ich total überrumpelt worden mit der Thematik Fingerprint. Da bin ich auch echt froh um deine Rückemldung und das ich da drüber gestolpter bin. Dem ein oder anderen wirds noch auf die Füße fallan da bin ich mir sehr sicher.
 
Doch das meine ich ernst: Bei jedem hochpreisigen Objekt sollte man prüfen, ob der Hersteller die Versprechen einhält/einhalten kann. Und ein Hersteller, der behauptet langfristig Software zu supporten und auf MTK setzt, bei dem ist klar, dass es eigentlich kaum Softwareupgrades und, wenn überhaupt, hauptsächlich einmal jährliche backgeportete Sicherheitspatches sein werden.
Nein das muss man nicht. Wenn ein Hersteller ein Produkt mit bestimmten Eigenschaften verkauft vertraue ich darauf. Wenn diese Eigenschaften nach einigen Jahren nicht mehr gelten, obwohl es so versprochen ist, hat der Hersteller versagt. Die Variante "Ja das hättest du ja vorher wissen müssen" dient nur dazu sich selbst die Schuld als Hersteller nicht zuzuweisen.
 
Na ja. Dafür braucht man aber nicht groß in der Materie drin sein. Das ist halt wie der Unterschied zwischen Intel und AMD.
Nein das muss man nicht. Wenn ein Hersteller ein Produkt mit bestimmten Eigenschaften verkauft vertraue ich darauf.
Dann frage ich mich welche Kühlschränke, Herde und Fernseher du zu Hause stehen hast …
Die Variante "Ja das hättest du ja vorher wissen müssen" dient nur dazu sich selbst die Schuld als Hersteller nicht zuzuweisen.
Das sagt ja nicht der Hersteller, sondern ich (der Kunde), der beide Hersteller (Fairphone und SHIFTphone) beobachtet hat.
 
Hoffentlich teil der Hersteller deine Meinung nicht. Es ist ja sehr löblich von Dir, dass Du Shift so vehement verteidigen möchtest, ich mag die Marke ja auch. Man kann aber vom Kunden nicht erwarten, dass dieser Aufgrund der Prozessorarchitektur wissen wird, dass Long-Term Supports für das OS nicht möglich sind. Wenn Shift das selbst gewusst hätte sie sich um Transparenz bemühen müssen.

Die Erfahrung daraus hat man ja (hoffentlich) in das Shiftphone 8 einfließen lassen.