Hallo, ich würde im Folgenden gerne einen Thread zur Strategie der SHIFT GmbH starten. Also nicht zu einzelnen Produkten, sondern zur Ausrichtung und zu den langfristigen Plänen des Unternehmens.
Warum? Naja, weil ich gerne über sowas nachdenke.
Ich muss allerdings dazu sagen: Ich arbeite nicht bei SHIFT und bin auch sonst nicht mit der Firma verbunden.
Weder habe ich Ahnung von den internen Abläufen, noch bin ich Unternehmensberater. Ich kann also nur eine Außensicht und semiprofessionelles Interesse an Management, Marketing und Elektronikentwicklung bieten.
Trotzdem würde ich mich freuen, wenn meine Gedanken gelesen würden und eine Diskussion zustande käme.
So, genug der Vorrede.
TL;DR
Ich glaube Shiftphones heben sich nicht genug von Fairphones ab und sind deshalb nur mittelerfolgreich. Als Alleinstellungsmerkmal könnte man upgradebare Smartphones verkaufen oder sich auf andere Geräteklassen konzentrieren.
Ich schreibe diesen Text, weil ich die Unternehmensstrategie von SHIFT nicht ganz verstehe.
Die Firma gibt es jetzt seit 6 Jahren, so alt ist zumindest das erste YouTube-Video vom SHIFT7. In dieser Zeit kamen das SHIFT7, das SHIFT5, das SHIFT4, das SHIFT5me und das SHIFT6m raus, teilweise sogar noch mit verschiedenen Unterversionen der Geräte. Das sind 5 Handys in 6 Jahren, und bald sollen ja auch noch das 6mq und das 13mi verkauft werden. Ganz schön beeindruckend für ein kleines Unternehmen.
Trotzdem sieht es für mich nicht so aus, als sei der Durchbruch wirklich gelungen. Ich habe keine Ahnung von euren Geschäftszahlen, aber ich vermute mal die Verkaufszahlen der einzelnen Shiftphonemodelle liegen höchstens im niedrigen fünfstelligen Bereich und die Marke ist außerhalb der deutschen alternativen Techbubble ziemlich unbekannt.
Ich will das gar nicht schlechtreden, SHIFT hat eine Menge anderer Smartphone-Startups überlebt. Trotzdem kam es jetzt noch nicht wirklich zu einem "Shift" im Konsumverhalten, dazu ist das Unternehmen einfach zu unbedeutend.
Woran liegt das?
Um es kurz zu machen: Der Smartphone-Markt ist einfach völlig übersättigt!
Zwar hat jeder eines, aber es baut auch jeder welche. Großkonzerne stellen unglaubliche Mengen von Handys her, durch massive Skaleneffekte ist es so gut wie unmöglich preislich mit ihnen zu konkurrieren.
Wer Smartphones verkaufen will muss also ein Argument finden, vom Kunden mehr Geld als die Konkurrenz zu verlangen. Eine USP (unique selling proposition). Und zwar am besten eine, die nicht schon von Konkurrenten bedient wird.
Und ich glaube, genau hier liegt das Problem:
Shiftphones haben keine echte USP. Welche Argumente könnte man denn vorbringen, um mich davon zu überzeugen eines zu kaufen? Mir fallen folgende ein:
1) Sympathie, 2) Fairness, 3) Leistung und 4) Reparierbarkeit.
1) Sympathie
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die Sympathie für das Unternehmen. SHIFT ist klein und jung und es ist natürlich viel sympathischer bei einem David einzukaufen als bei einem Goliath.
Man unterstützt sehr gerne ein Startup und verzeiht ihm auch mehr Fehler. Außerdem ist SHIFT ein deutsches Unternehmen, und die sind bei Smartphones sehr selten. Es kommt also noch etwas Lokalpatriotismus dazu.
Dieser Sympathievorschuss ist sehr nützlich, man sollte sich allerdings nicht darauf ausruhen, denn er lässt natürlich mit steigendem Alter und Größe nach.
2) Fairness
Shiftphones werden wertschätzend hergestellt. Was eine ziemlich schwammige Aussage ist, denn nur wenige Kunden werden Lust darauf haben sich den Wirkungsbericht durchzulesen.
Das ist keine echte USP, weil es erstens am Ende doch keine wirkliche Garantie für faire Herstellung ist, und weil es zweitens nicht "unique" ist.
Wer wirklich Wert auf faire Herstellung legt kann sich auch ein Fairphone kaufen. Die garantieren nicht nur die Fairness, die werben auch offensiver damit. Steht ja schon im Namen.
3) Leistung
Um sich vom Fairphone abzusetzen, setzen Shiftphones auf eine hohe Prozessorleistung und viel RAM. Das klappt auch ganz gut, wer eine hohe Leistung in Verbindung mit Nachhaltigkeit und Fairness will ist mit einem Shiftphone gut bedient!
Die Frage ist nur, wie groß diese Gruppe wirklich ist. Ich persönlich halte das Streben nach immer extremerer Leistung in Handys für eine Sackgasse.
Natürlich sieht "mehr" auf dem Datenblatt immer gut aus, aber moderne Smartphoneprozessoren erreichen Leistungsklassen, die der überwiegende Großteil der Kunden nicht benötigt.
Moderne Prozessoren werden wahrscheinlich in ihrem Leben keine 5min voll ausgelastet und der RAM wird wohl auch kaum voll. Den meisten Leuten würde es im Alltag wahrscheinlich gar nicht auffallen, würde man in ihrem Handy heimlich einen Prozessor von 2018 einbauen, denn eigentlich nutzt man doch die meiste Zeit nur den Browser, Messenger und vielleicht noch YouTube.
Nur enthusiastische Smartphone-Gamer brauchen wirklich moderne Prozessoren, aber die entscheiden sich dann vielleicht doch eher für ein anderes Gerät, denn an Konkurrenz mangelt es da ja nicht. Die Shiftphones haben ja eine gute Leistung, sind aber immer noch weit von der absoluten Spitze entfernt.
Nun mag man argumentieren, dass man die Leistungsreserven für die Zukunftssicherheit braucht. Das Handy soll schließlich auch noch die Apps in 5 Jahren hinkriegen. Dazu mehr im nächsten Punkt.
4) Reparierbarkeit
Reparierbarkeit ist wahrscheinlich das stärkste Argument für Shiftphones, denn ein höherer Preis kann ja absolut gerechtfertigt sein, wenn das Gerät dafür dann länger hält.
Aber wie haltbar bekommt man denn nun so ein Smartphone hin?
So lange man es nicht fallen lässt gibt wahrscheinlich zuerst der Akku nach 2-4 Jahren auf. Der lässt sich zum Glück bei Shiftphones einfach tauschen, das ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal. Austauschbare Akkus sind zwar leider nicht mehr die Regel, aber man findet immer noch einige Modelle, auch von Mainstreamherstellern wie Samsung.
SHIFT geht hier noch einen Schritt weiter und macht die Smartphones komplett reparierbar. Das ist fast konkurrenzlos, aber leider nur fast. Denn auch Fairphones sind reparierbar.
Hier kann sich Shift allerdings durch die bessere Prozessorleistung absetzten. In der Theorie sollten Shiftphones also ziemlich lange halten und auch nach 5 bis 10 Jahren noch alle wichtigen Apps abspielen können.
Wenn da nicht die Sache mit Android wäre.
Es ist grundsätzlich möglich, die Hardware in einem Smartphone über Jahrzehnte zu betreiben, solange man ab und an mal den Akku wechselt.
Die Software ist das Problem. Die meisten Smartphones bekommen nicht mehr als ein Update auf eine neue Androidversion und Sicherheitspatches gibt es selten länger als zwei Jahre.
Leider ist das auch bei Shiftphones so (glabe ich). (Und bei Fairphones übrigens auch.)
Dabei ist das gar nicht die Schuld der Smartphonehersteller. Ich bin mir sicher, dass Shiftphones gerne länger Updates anbieten würde, aber hier scheitert es am Prozessorhersteller, an Google oder einfach an fehlenden eigenen Ressourcen.
Diese Situation ist das eigentliche Problem. Der Grund, weshalb so viele Smartphones weggeschmissen werden. Mit Reparaturen könnte die Hardware so gut wie ewig betrieben werden, aber wenn ich versuchen würde, ein 10 Jahre altes Smartphone zu benutzen, würde darauf nicht mal mehr WhatsApp funktionieren, ganz zu schweigen von vielen weniger verbreiteten Apps. Schon bei meinem aktuellen, 3 Jahre alten Smartphone mache ich mir langsam Gedanken wegen fehlender Sicherheitsupdates.
Natürlich gibt es Optionen wie Custom-ROMs, aber nicht mal ich habe Lust mir ein neues Betriebssystem auf dem Handy zu installieren, und ich stecke schon ziemlich tief im Technik-Rabbithole. Das ist aufwendig, gefährlich (für die Daten) und bietet immer noch keine Garantie auf regelmäßige Updates. Custom-ROMs sind eine gute Option für technikaffine Bastler, aber überfordern Otto-Normal-Verbraucher völlig.
Was folgt daraus nun?
Für die Umwelt nichts Gutes, denn ich glaube nicht daran, dass es aktuell möglich ist, ein Smartphone zu bauen, das ein Durchschnittskunde mit viel gutem Willen länger als 5 oder 6 Jahre benutzt.
Und für SHIFT bedeutet das, dass das Unternehmen einen zu kleinen Kundenkreis anspricht, weil es keine klare USP hat.
Da der bessere Prozessor die Haltbarkeit des Smartphones nicht so wahnsinnig erhöht, weil vor dem Prozessor schon das Betriebssystem veraltet, sind Shiftphones nicht viel haltbarer als Fairphones.
Billiger oder fairer sind sie auch nicht, also können nur Leistung oder Sympathie mit dem Unternehmen einen potenziellen Käufer davon überzeugen, das Shiftphone dem Fairphone vorzuziehen.
Fairphones sind schon eine Nische, aber Fairphones mit erhöhter Leistung sind eine Nische in der Nische, die nur einen kleinen Kreis von Enthusiasten anspricht.
Was tun?
Die eigentlich interessante Frage ist ja, was man dann eigentlich tun kann, um die Geräte attraktiver zu machen. Auf jeden Fall muss ein klarerer Vorteil gegenüber dem Fairphone her!
Ein Vorschlag von mir wäre, den Gedanken der Reparierbarkeit konsequent zu Ende zu denken und den Modus zu ändern, in dem Smartphones verkauft werden.
Aktuell gibt es regelmäßig neue Modelle, auch SHIFT bringt mit beeindruckender Geschwindigkeit neue Handys raus. Ist ein Modell auf dem Markt, ist es vielleicht noch reparierbar, bleibt aber auf dem aktuellen Stand der Technik in Hard- und Software stehen und veraltet früher oder später.
Wie wäre es aber, wenn man diesen Modus hinter sich lässt?
Ich stelle mir das etwa folgendermaßen vor:
SHIFT kündigt mit großem Trommelwirbel ein neues Smartphone an.
Und zwar das letzte Smartphone, das SHIFT bauen wird!
Danach werden nicht mehr dauernd neue Handys entwickelt, sondern Upgrademodule für Kamera, Bildschirm, Akku, Mainboard etc.
Wer mit z.B. der Kamera nicht mehr zufrieden ist, muss sich nicht ein neues Handy kaufen, sondern kann einfach ein neues Kameramodul erwerben!
Solche Module können durchaus einen höheren Preis und eine höhere Marge (für SHIFT) als Ersatzteile haben, denn sie ersetzen für den Kunden ja ein neues Handy. Das Geld, das gespart wird, weil man nur 1 oder 2 Teile austauscht, anstatt das gesamte Handy (also alle Teile), könnten die Kunden und SHIFT untereinander aufteilen.
Mir ist natürlich bewusst, dass das technisch nicht einfach ist. Zum einen muss man eine Plattform entwickeln, die sich auf lange Zeit aufrüsten lässt, man muss bei der Entwicklung also schon zukünftige Upgrades antizipieren.
Zum anderen muss man auch das Betriebssystem auf lange Zeit updaten können. Das wird im Zweifel nur mit einem Austausch des Prozessors und damit des Mainboards möglich sein. Hier müsste man dem Kunden eine einfache Möglichkeit geben, alle Daten trotz Mainboard- und Betriebssystemwechsel zu behalten. Das könnte schwierig werden, ist aber mit passender Software bestimmt lösbar. Beispielsweise könnte man die Daten auf der SD-Karte oder (verschlüsselt) auf einem Server zwischenlagern.
Diese Strategie wäre technisch nicht ganz einfach, aber ein echter Nutzengewinn für die Kunden, die Umwelt und am Ende auch für SHIFT.
Eine andere Möglichkeit wäre, auf das problematische, un-updatebare Android ganz zu verzichten und sich auf Geräte zu konzentrieren, die mit anderen Betriebssystemen auskommen.
Genau deshalb bin ich so begeistert vom SHIFT13mi! (Und habe eines vorbestellt.)
Windows hat viele Fehler, aber den entscheidenden Vorteil, dass es praktisch unbegrenzt updatebar ist. Ich halte es durchaus für möglich, dass man das 13mi auch noch in 10 Jahren benutzen kann, solange Akkus erhältlich sind.
Ideal wäre es natürlich, wenn man auch hier Upgraden könnte. Bei M.2 SSDs und RAM ist das ja schon problemlos möglich, wenn man jetzt auch noch Mainboard und Prozessor tauschen könnte, wäre das Ding ja praktisch unbegrenzt haltbar!
Nach viel Kritik muss ich jetzt noch mal wirklich die Idee zum Tablop loben, denn er hat wirklich eine USP!
Er konkurriert vor allem mit der Surface-Reihe, die ja notorisch unreparierbar ist, und auch von anderen Herstellern gibt es nur sehr wenige Modelle, bei denen man überhaupt den Akku tauschen kann.
Der Preis stimmt hier auch, andere Detachables derselben Leistungsklasse sind nicht viel billiger.
Wenn das 13mi gut funktioniert, könnte das ein echter Erfolg werden!
Puh, jetzt habe ich mich in Rage geschrieben und der Text ist ganz schön lang geworden
Ich werde noch mal eine kleine Zusammenfassung an den Anfang stellen.
Trotzdem würde mich eure Meinung zu meinen Gedanken interessieren.
Warum? Naja, weil ich gerne über sowas nachdenke.
Ich muss allerdings dazu sagen: Ich arbeite nicht bei SHIFT und bin auch sonst nicht mit der Firma verbunden.
Weder habe ich Ahnung von den internen Abläufen, noch bin ich Unternehmensberater. Ich kann also nur eine Außensicht und semiprofessionelles Interesse an Management, Marketing und Elektronikentwicklung bieten.
Trotzdem würde ich mich freuen, wenn meine Gedanken gelesen würden und eine Diskussion zustande käme.
So, genug der Vorrede.
TL;DR
Ich glaube Shiftphones heben sich nicht genug von Fairphones ab und sind deshalb nur mittelerfolgreich. Als Alleinstellungsmerkmal könnte man upgradebare Smartphones verkaufen oder sich auf andere Geräteklassen konzentrieren.
Ich schreibe diesen Text, weil ich die Unternehmensstrategie von SHIFT nicht ganz verstehe.
Die Firma gibt es jetzt seit 6 Jahren, so alt ist zumindest das erste YouTube-Video vom SHIFT7. In dieser Zeit kamen das SHIFT7, das SHIFT5, das SHIFT4, das SHIFT5me und das SHIFT6m raus, teilweise sogar noch mit verschiedenen Unterversionen der Geräte. Das sind 5 Handys in 6 Jahren, und bald sollen ja auch noch das 6mq und das 13mi verkauft werden. Ganz schön beeindruckend für ein kleines Unternehmen.
Trotzdem sieht es für mich nicht so aus, als sei der Durchbruch wirklich gelungen. Ich habe keine Ahnung von euren Geschäftszahlen, aber ich vermute mal die Verkaufszahlen der einzelnen Shiftphonemodelle liegen höchstens im niedrigen fünfstelligen Bereich und die Marke ist außerhalb der deutschen alternativen Techbubble ziemlich unbekannt.
Ich will das gar nicht schlechtreden, SHIFT hat eine Menge anderer Smartphone-Startups überlebt. Trotzdem kam es jetzt noch nicht wirklich zu einem "Shift" im Konsumverhalten, dazu ist das Unternehmen einfach zu unbedeutend.
Woran liegt das?
Um es kurz zu machen: Der Smartphone-Markt ist einfach völlig übersättigt!
Zwar hat jeder eines, aber es baut auch jeder welche. Großkonzerne stellen unglaubliche Mengen von Handys her, durch massive Skaleneffekte ist es so gut wie unmöglich preislich mit ihnen zu konkurrieren.
Wer Smartphones verkaufen will muss also ein Argument finden, vom Kunden mehr Geld als die Konkurrenz zu verlangen. Eine USP (unique selling proposition). Und zwar am besten eine, die nicht schon von Konkurrenten bedient wird.
Und ich glaube, genau hier liegt das Problem:
Shiftphones haben keine echte USP. Welche Argumente könnte man denn vorbringen, um mich davon zu überzeugen eines zu kaufen? Mir fallen folgende ein:
1) Sympathie, 2) Fairness, 3) Leistung und 4) Reparierbarkeit.
1) Sympathie
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die Sympathie für das Unternehmen. SHIFT ist klein und jung und es ist natürlich viel sympathischer bei einem David einzukaufen als bei einem Goliath.
Man unterstützt sehr gerne ein Startup und verzeiht ihm auch mehr Fehler. Außerdem ist SHIFT ein deutsches Unternehmen, und die sind bei Smartphones sehr selten. Es kommt also noch etwas Lokalpatriotismus dazu.
Dieser Sympathievorschuss ist sehr nützlich, man sollte sich allerdings nicht darauf ausruhen, denn er lässt natürlich mit steigendem Alter und Größe nach.
2) Fairness
Shiftphones werden wertschätzend hergestellt. Was eine ziemlich schwammige Aussage ist, denn nur wenige Kunden werden Lust darauf haben sich den Wirkungsbericht durchzulesen.
Das ist keine echte USP, weil es erstens am Ende doch keine wirkliche Garantie für faire Herstellung ist, und weil es zweitens nicht "unique" ist.
Wer wirklich Wert auf faire Herstellung legt kann sich auch ein Fairphone kaufen. Die garantieren nicht nur die Fairness, die werben auch offensiver damit. Steht ja schon im Namen.
3) Leistung
Um sich vom Fairphone abzusetzen, setzen Shiftphones auf eine hohe Prozessorleistung und viel RAM. Das klappt auch ganz gut, wer eine hohe Leistung in Verbindung mit Nachhaltigkeit und Fairness will ist mit einem Shiftphone gut bedient!
Die Frage ist nur, wie groß diese Gruppe wirklich ist. Ich persönlich halte das Streben nach immer extremerer Leistung in Handys für eine Sackgasse.
Natürlich sieht "mehr" auf dem Datenblatt immer gut aus, aber moderne Smartphoneprozessoren erreichen Leistungsklassen, die der überwiegende Großteil der Kunden nicht benötigt.
Moderne Prozessoren werden wahrscheinlich in ihrem Leben keine 5min voll ausgelastet und der RAM wird wohl auch kaum voll. Den meisten Leuten würde es im Alltag wahrscheinlich gar nicht auffallen, würde man in ihrem Handy heimlich einen Prozessor von 2018 einbauen, denn eigentlich nutzt man doch die meiste Zeit nur den Browser, Messenger und vielleicht noch YouTube.
Nur enthusiastische Smartphone-Gamer brauchen wirklich moderne Prozessoren, aber die entscheiden sich dann vielleicht doch eher für ein anderes Gerät, denn an Konkurrenz mangelt es da ja nicht. Die Shiftphones haben ja eine gute Leistung, sind aber immer noch weit von der absoluten Spitze entfernt.
Nun mag man argumentieren, dass man die Leistungsreserven für die Zukunftssicherheit braucht. Das Handy soll schließlich auch noch die Apps in 5 Jahren hinkriegen. Dazu mehr im nächsten Punkt.
4) Reparierbarkeit
Reparierbarkeit ist wahrscheinlich das stärkste Argument für Shiftphones, denn ein höherer Preis kann ja absolut gerechtfertigt sein, wenn das Gerät dafür dann länger hält.
Aber wie haltbar bekommt man denn nun so ein Smartphone hin?
So lange man es nicht fallen lässt gibt wahrscheinlich zuerst der Akku nach 2-4 Jahren auf. Der lässt sich zum Glück bei Shiftphones einfach tauschen, das ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal. Austauschbare Akkus sind zwar leider nicht mehr die Regel, aber man findet immer noch einige Modelle, auch von Mainstreamherstellern wie Samsung.
SHIFT geht hier noch einen Schritt weiter und macht die Smartphones komplett reparierbar. Das ist fast konkurrenzlos, aber leider nur fast. Denn auch Fairphones sind reparierbar.
Hier kann sich Shift allerdings durch die bessere Prozessorleistung absetzten. In der Theorie sollten Shiftphones also ziemlich lange halten und auch nach 5 bis 10 Jahren noch alle wichtigen Apps abspielen können.
Wenn da nicht die Sache mit Android wäre.
Es ist grundsätzlich möglich, die Hardware in einem Smartphone über Jahrzehnte zu betreiben, solange man ab und an mal den Akku wechselt.
Die Software ist das Problem. Die meisten Smartphones bekommen nicht mehr als ein Update auf eine neue Androidversion und Sicherheitspatches gibt es selten länger als zwei Jahre.
Leider ist das auch bei Shiftphones so (glabe ich). (Und bei Fairphones übrigens auch.)
Dabei ist das gar nicht die Schuld der Smartphonehersteller. Ich bin mir sicher, dass Shiftphones gerne länger Updates anbieten würde, aber hier scheitert es am Prozessorhersteller, an Google oder einfach an fehlenden eigenen Ressourcen.
Diese Situation ist das eigentliche Problem. Der Grund, weshalb so viele Smartphones weggeschmissen werden. Mit Reparaturen könnte die Hardware so gut wie ewig betrieben werden, aber wenn ich versuchen würde, ein 10 Jahre altes Smartphone zu benutzen, würde darauf nicht mal mehr WhatsApp funktionieren, ganz zu schweigen von vielen weniger verbreiteten Apps. Schon bei meinem aktuellen, 3 Jahre alten Smartphone mache ich mir langsam Gedanken wegen fehlender Sicherheitsupdates.
Natürlich gibt es Optionen wie Custom-ROMs, aber nicht mal ich habe Lust mir ein neues Betriebssystem auf dem Handy zu installieren, und ich stecke schon ziemlich tief im Technik-Rabbithole. Das ist aufwendig, gefährlich (für die Daten) und bietet immer noch keine Garantie auf regelmäßige Updates. Custom-ROMs sind eine gute Option für technikaffine Bastler, aber überfordern Otto-Normal-Verbraucher völlig.
Was folgt daraus nun?
Für die Umwelt nichts Gutes, denn ich glaube nicht daran, dass es aktuell möglich ist, ein Smartphone zu bauen, das ein Durchschnittskunde mit viel gutem Willen länger als 5 oder 6 Jahre benutzt.
Und für SHIFT bedeutet das, dass das Unternehmen einen zu kleinen Kundenkreis anspricht, weil es keine klare USP hat.
Da der bessere Prozessor die Haltbarkeit des Smartphones nicht so wahnsinnig erhöht, weil vor dem Prozessor schon das Betriebssystem veraltet, sind Shiftphones nicht viel haltbarer als Fairphones.
Billiger oder fairer sind sie auch nicht, also können nur Leistung oder Sympathie mit dem Unternehmen einen potenziellen Käufer davon überzeugen, das Shiftphone dem Fairphone vorzuziehen.
Fairphones sind schon eine Nische, aber Fairphones mit erhöhter Leistung sind eine Nische in der Nische, die nur einen kleinen Kreis von Enthusiasten anspricht.
Was tun?
Die eigentlich interessante Frage ist ja, was man dann eigentlich tun kann, um die Geräte attraktiver zu machen. Auf jeden Fall muss ein klarerer Vorteil gegenüber dem Fairphone her!
Ein Vorschlag von mir wäre, den Gedanken der Reparierbarkeit konsequent zu Ende zu denken und den Modus zu ändern, in dem Smartphones verkauft werden.
Aktuell gibt es regelmäßig neue Modelle, auch SHIFT bringt mit beeindruckender Geschwindigkeit neue Handys raus. Ist ein Modell auf dem Markt, ist es vielleicht noch reparierbar, bleibt aber auf dem aktuellen Stand der Technik in Hard- und Software stehen und veraltet früher oder später.
Wie wäre es aber, wenn man diesen Modus hinter sich lässt?
Ich stelle mir das etwa folgendermaßen vor:
SHIFT kündigt mit großem Trommelwirbel ein neues Smartphone an.
Und zwar das letzte Smartphone, das SHIFT bauen wird!
Danach werden nicht mehr dauernd neue Handys entwickelt, sondern Upgrademodule für Kamera, Bildschirm, Akku, Mainboard etc.
Wer mit z.B. der Kamera nicht mehr zufrieden ist, muss sich nicht ein neues Handy kaufen, sondern kann einfach ein neues Kameramodul erwerben!
Solche Module können durchaus einen höheren Preis und eine höhere Marge (für SHIFT) als Ersatzteile haben, denn sie ersetzen für den Kunden ja ein neues Handy. Das Geld, das gespart wird, weil man nur 1 oder 2 Teile austauscht, anstatt das gesamte Handy (also alle Teile), könnten die Kunden und SHIFT untereinander aufteilen.
Mir ist natürlich bewusst, dass das technisch nicht einfach ist. Zum einen muss man eine Plattform entwickeln, die sich auf lange Zeit aufrüsten lässt, man muss bei der Entwicklung also schon zukünftige Upgrades antizipieren.
Zum anderen muss man auch das Betriebssystem auf lange Zeit updaten können. Das wird im Zweifel nur mit einem Austausch des Prozessors und damit des Mainboards möglich sein. Hier müsste man dem Kunden eine einfache Möglichkeit geben, alle Daten trotz Mainboard- und Betriebssystemwechsel zu behalten. Das könnte schwierig werden, ist aber mit passender Software bestimmt lösbar. Beispielsweise könnte man die Daten auf der SD-Karte oder (verschlüsselt) auf einem Server zwischenlagern.
Diese Strategie wäre technisch nicht ganz einfach, aber ein echter Nutzengewinn für die Kunden, die Umwelt und am Ende auch für SHIFT.
Eine andere Möglichkeit wäre, auf das problematische, un-updatebare Android ganz zu verzichten und sich auf Geräte zu konzentrieren, die mit anderen Betriebssystemen auskommen.
Genau deshalb bin ich so begeistert vom SHIFT13mi! (Und habe eines vorbestellt.)
Windows hat viele Fehler, aber den entscheidenden Vorteil, dass es praktisch unbegrenzt updatebar ist. Ich halte es durchaus für möglich, dass man das 13mi auch noch in 10 Jahren benutzen kann, solange Akkus erhältlich sind.
Ideal wäre es natürlich, wenn man auch hier Upgraden könnte. Bei M.2 SSDs und RAM ist das ja schon problemlos möglich, wenn man jetzt auch noch Mainboard und Prozessor tauschen könnte, wäre das Ding ja praktisch unbegrenzt haltbar!
Nach viel Kritik muss ich jetzt noch mal wirklich die Idee zum Tablop loben, denn er hat wirklich eine USP!
Er konkurriert vor allem mit der Surface-Reihe, die ja notorisch unreparierbar ist, und auch von anderen Herstellern gibt es nur sehr wenige Modelle, bei denen man überhaupt den Akku tauschen kann.
Der Preis stimmt hier auch, andere Detachables derselben Leistungsklasse sind nicht viel billiger.
Wenn das 13mi gut funktioniert, könnte das ein echter Erfolg werden!
Puh, jetzt habe ich mich in Rage geschrieben und der Text ist ganz schön lang geworden
Ich werde noch mal eine kleine Zusammenfassung an den Anfang stellen.
Trotzdem würde mich eure Meinung zu meinen Gedanken interessieren.