TLDR: Ja, ein Neustart erhöht die Sicherheit der auf dem Gerät gespeicherten Daten, allerdings...
Die Sache ist die: Alle Nutzerdaten eines Android-Geräts sind (soweit ich weiß, seit Android 7+) bei den meisten Geräten dateibasiert verschlüsselt.
Das bedeutet, dass ein Angreifer zwar die Systemdateien sehen kann, aber keinen Zugriff auf Nutzereinstellungen, Apps und gespeicherte Dateien hat.
Ist das Gerät in Betrieb und "gesperrt", sind die meisten Daten bereits entschlüsselt. Andernfalls würde ich beispielsweise von Chat-Apps keine Benachrichtigungen erhalten.
Nach einem Neustart sind die meisten Daten vor der ersten Entsperrung übrigens noch verschlüsselt. Aus diesem Grund erhält man Benachrichtigungen und ähnliche Informationen erst, wenn das Gerät zum ersten Mal entsperrt wurde.
Theoretisch wäre es also sicherer, das Gerät nach einer bestimmten Zeit der Inaktivität neu zu starten.
Allerdings: Dann würdest du keine Benachrichtigungen mehr erhalten. Das Telefon wäre quasi bis zur ersten Entsperrung unbrauchbar. Falls du eine SIM ohne PIN nutzt, wärst du möglicherweise telefonisch erreichbar, jedoch ohne Anzeige von Kontaktdaten (da diese noch verschlüsselt sind). Ich habe das allerdings selbst noch nie getestet.
Eine stromsparendere Alternative mit ähnlicher Wirkung wäre es, das Gerät nach einer bestimmten Zeit der Inaktivität einfach auszuschalten.
In der Vergangenheit hatte ich eine App (lange her), die das Gerät nach einer falschen PIN-Eingabe neu gestartet hat. Keine gute Idee, wenn man mal feiern geht, aber vom Grundgedanken her ein ähnlicher Schutzmechanismus.
Die Frage ist: Vor welchem Szenario möchtest du dich "schützen"?
Um von einem PC aus auf Nutzerdaten zugreifen zu können, muss der Zugriff zunächst vom Gerät aus genehmigt werden, da MTP ansonsten verschlüsselt bleibt.
Falls jemand versucht, ein kompromittiertes Betriebssystem aufzuspielen, um die Verschlüsselung zu umgehen oder zu ändern, benötigt er mindestens eine passende Signatur (so stellt z. B. Apple den Behörden spezielle Software zur Verfügung) oder einen offenen Bootloader, um nicht signierte Systempakete zu installieren. Ist der Bootloader offen, wird dies einfacher (beispielsweise könnten Betriebssystem-Downgrades mit bekannten Sicherheitslücken aufgespielt und ausgenutzt werden). Ist der Bootloader hingegen geschlossen, werden beim Öffnen alle Dateien gelöscht – ein bewusster Schutzmechanismus.
Hat jemand physischen Zugriff auf dein Smartphone, besitzt jedoch kein Passwort, aber eine bereits bestätigte und verifizierte Verbindung über ADB mit deinem Gerät?
Hast du "Datenübertragung per USB" als Standardmodus ausgewählt, wenn du das Gerät einsteckst?
Diese Auflistung könnte noch weitergeführt werden und zeigt, dass die Sicherheit des Geräts oft von den Einstellungen und Vorlieben des jeweiligen Nutzers abhängt.
Für Privatnutzer halte ich es in den meisten Fällen für unwahrscheinlich, dass im Rahmen eines Diebstahls auf private Daten zugegriffen wird, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu zählen ein sicheres Passwort statt eines einfachen PIN-Codes (nicht "password" oder "geheim" – ich meine etwas wie "mC?!WHqe/OO'eKKD'rJJ"), bewusste Nutzung von Systemeinstellungen und die Wahl sicherer Apps. Für die meisten Nutzer in Europa sollte dies ausreichend sein.
Ich halte Android für ein sehr sicheres Betriebssystem. Mit jeder Version kommen neue Sicherheitsfeatures hinzu, auch wenn ich persönlich nicht alle davon hinsichtlich der Nutzbarkeit gutheiße.
Greetz